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13. Februar 2025
SAP-Feinplanung mit ePP/DS: Experten-Interview zu S/4 HANA Migration und KI-Integration

Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick:

  • SAP-Feinplanung (ePP/DS) ist auch ohne S/4 HANA Migration nutzbar
  • Gute Stammdatenqualität ermöglicht hohe Automatisierung der Produktionsplanung
  • Neue KI-Funktionen in SAP IBP versprechen weitere Optimierungspotenziale

Die digitale Transformation revolutioniert die Produktionsplanung in der Fertigungsindustrie. Besonders die SAP-Feinplanung mit ePP/DS (embedded Production Planning and Detailed Scheduling) entwickelt sich zum Schlüsselfaktor für effiziente Fertigungsprozesse. Im Experteninterview erklärt Aleksandar Bjelovic, Partner der Relacon GmbH und SAP-Spezialist, wie Unternehmen von der modernen Produktionssteuerung profitieren können.

S/4 HANA und SAP-Feinplanung: Welche Migration ist nötig?

Carina: Ist die Umstellung von SAP R/3 auf S/4 HANA ein Muss, um die SAP-Feinplanung zu nutzen?

Aleks: Die Umstellung auf S/4 HANA ist tatsächlich keine Voraussetzung für die Nutzung der ePP/DS Feinplanung. Diese Funktionalität wurde bereits in der Vergangenheit für SAP-Systeme und sogar Third-Party ERP-Systeme in Form des APOs und von SCM PP/DS angeboten. Diese verfügen über nahezu identische Funktionalitäten wie ePP/DS, welches in S/4 HANA eingebettet ist. Das ‚e‘ in ePP/DS steht dabei für ‚embedded‘ – also eingebettet in S/4 HANA.

Dennoch bietet ein Umstieg auf S/4 HANA im Zusammenhang mit der Feinplanung erhebliche Vorteile. SAP entwickelt aktuell ein komplett neues Planungs-, Steuerungs- und Dispositionsframework in Verbindung mit Fiori. Dabei werden neue Funktionalitäten in Fiori bereitgestellt, die sowohl auf den SAP PP- als auch auf den SAP PP/DS-Funktionalitäten aufbauen und diese erweitern. Beispielhaft sind hier die grafische Plantafel für ePP/DS in Fiori und die Bestandsüberwachung zu nennen, welche das klassische PPD/DS optimal ergänzen.

In diesem Bereich sind noch weitere Funktionserweiterungen zu erwarten, sowohl im Rahmen der PP Fiori-Funktionalitäten als auch in Verbindung mit SAP IBP. SAP IBP (Integrated Business Planning) ist der Nachfolger für die Langfrist-, Absatz- und Feinplanung in der Cloud, wobei ePP/DS hier ein logischer Bestandteil von IBP ist. Das gesamte IBP-Framework mit ePP/DS repräsentiert die Zukunft der SAP-Planung in der Cloud.

Datenqualität als Grundlage der digitalen Fertigung

Carina: Wie steht es um den Aufwand drumherum, wie zum Beispiel die Datenqualität, mit der die Feinplanung arbeitet. Gilt auch hier der Leitsatz: Nur wenn gute Daten reinkommen, können auch gute Daten rauskommen?

Aleks: Der Aufwand bei der Einführung und beim Betrieb von ePP/DS ist gut planbar, jedoch nicht zu unterschätzen. Einführungsprojekte beginnen mit der sorgfältigen Aufnahme der Kundenanforderungen und dem anschließenden Entwurf eines passgenauen Lösungsdesigns. Dieses kann von einfachem Customizing bis hin zu komplexeren Entwicklungsarbeiten reichen. Der konkrete Aufwand muss dabei für jeden Kunden individuell ermittelt werden und variiert erheblich.

Die Frage nach der Datenqualität ist hierbei von zentraler Bedeutung. Die anfängliche Investition in ein Einführungsprojekt kann beträchtlich sein, zahlt sich jedoch aus, wenn später die Unternehmens- oder Konzernplanung weitgehend automatisiert ablaufen soll. Der initiale Aufwand mag hoch erscheinen, aber die resultierenden Effizienzgewinne führen oft zu deutlich geringerem Planungsaufwand als zuvor. Dies ermöglicht eine schnelle Amortisation auch kostenintensiver Einführungsprojekte.

Für einen hohen Automatisierungsgrad und die damit verbundene Produktivitätssteigerung sind präzise Stammdaten unerlässlich. Daher ist es sinnvoll, zunächst in die Qualität der Stammdaten zu investieren, um später von einer produktiven, automatisierten mehrstufigen Feinplanung zu profitieren.

Allerdings ist auch bei suboptimaler Stammdatenqualität eine Arbeit mit ePP/DS möglich. Die Automatisierung gestaltet sich dann zwar schwieriger, aber die manuellen Planungsfunktionen in den Plantafeln bleiben nutzbar. Konkret bedeutet dies, dass die Arbeit der Planungsautomatismen manuell über grafische oder tabellarische Funktionen per Drag & Drop nachbearbeitet werden muss. Auch wenn die Produktivitätssteigerung dann nicht so ausgeprägt ausfällt, können Unternehmen dennoch von den Vorteilen der Feinplanung profitieren.

Kernvorteile der SAP-Produktionsplanung

Carina: Warum sollte man auf keinen Fall auf die Nutzung der SAP-Feinplanung verzichten, egal ob mittels ERP oder S/4 HANA?

Aleks: Die folgenden Kernvorteile, die je nach individueller Situation noch erweitert werden können, sprechen für den Einsatz der SAP-Feinplanung:

  • Effektive Bestandssenkung und -optimierung
  • Optimale Auslastung der vorhandenen Ressourcen
  • Erhöhte Vorhersagegenauigkeit gegenüber Kunden
  • Deutliche Reduzierung von Rüstaufwänden
  • Flexible Steuerung und Disposition der Fertigung durch Alert-Funktionen
  • Gesteigerte Termintreue

Projektumfang und Implementierung

Carina: Wie lässt sich deiner Meinung nach der Umfang für ein Einführungsprojekt abschätzen?

Aleks: Wie bereits angesprochen, ist dies eine sehr individuelle Angelegenheit. Entscheidend ist dabei vor allem der gewünschte Automatisierungsgrad der Feinplanung. Diese kann vollständig von ePP/DS übernommen werden, was zu direkten Einspareffekten bei den Planungsressourcen führt. Die freigewordenen Kapazitäten stehen dann für höherwertige Aufgaben zur Verfügung.

Das Gesamtpaket umfasst Workshops, Lizenzen, Customizing, Programmierung sowie die Optimierung der Stammdaten. Je nach Unternehmensgröße und Anforderungsprofil können die Kosten von einem mittleren fünfstelligen bis zu einem hohen sechsstelligen Euro-Betrag reichen.

Im einfachsten Szenario erwirbt der Kunde die Lizenz, erhält ein grundlegendes Customizing und kann direkt mit der manuellen Feinplanung ohne Automatisierung beginnen.

KI-Integration in SAP Manufacturing

Carina: Ein weiteres deiner Steckenpferde ist die Nutzung von KI. Ist dies auch hier möglich und vielleicht sogar ratsam?

Aleks: SAP arbeitet intensiv an der Integration von KI in seine Anwendungen. Dies wird beispielsweise auch im erwähnten IBP-Framework zum Einsatz kommen, um die Planung mittels KI-Algorithmen zu optimieren – ein vielversprechender Ansatz, der sich in der Praxis noch bewähren muss.

Parallel dazu entwickeln meine Partner und ich maßgeschneiderte KI-Lösungen zur SAP-Integration. Wir konzipieren dabei Machine-Learning-Algorithmen, die präzise auf die spezifischen Kundenanforderungen zugeschnitten sind und manuelle Prozesse automatisieren.

Für eine entsprechende Beratung stehe ich jederzeit zur Verfügung und arbeite dabei eng mit Relacon bei der Implementierung zusammen.

Fazit:
Die SAP-Feinplanung mit ePP/DS bietet Fertigungsunternehmen erhebliche Potenziale zur Prozessoptimierung. Auch ohne sofortige S/4 HANA Migration können Unternehmen von der modernen Produktionssteuerung profitieren. Mit der Integration von KI-Funktionen in SAP IBP eröffnen sich zusätzliche Möglichkeiten zur Automatisierung und Optimierung der Fertigungsprozesse.

Über den Experten:
Aleksandar Bjelovic ist ein vertrauter Partner der RELACON IT Consulting GmbH und verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Implementierung von SAP-Produktionsplanungssystemen. Er berät Unternehmen bei der digitalen Transformation ihrer Fertigungsprozesse.

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